Ein Prosit, ein Pro-osit der Gemütlichkeit

Hohenloher Volksfest

Hohenloher Volksfest 2022 in Blaufelden – ein Rückblick

Vom 03.06.-06.06.2022 war es wieder so weit: In Blaufelden fand, nach 2 Jahren Corona-Pause, das Hohenloher Volksfest, oder wie die Einheimischen sagen, der Pfingschda-Margd, statt.

Seit rund 150 Jahren gibt es in Blaufelden den traditionellen Krämermarkt an Pfingsten. Über die vielen Jahrzehnte gab es immer wieder Änderungen im Konzept. Seit 2005 wird zum Beispiel auf den Dienstag als Festtag verzichtet. Am Dienstag traf man sich zum gemeinsamen Kuttelessen in der Festhalle.

Seit einigen Jahren kümmert sich ein eigens gegründeter Volksfestausschuss, im Moment unter dem Vorsitz der Bürgermeisterin Petra Weber, um die Organisation des Festes. Alle 5 Jahre gibt es zusätzlich zum Volksfest den Heimattag mit großem Festumzug am Sonntag und Montag. So auch 2022.

Alle Festfreunde, Unternehmungslustige und auch das, durch Corona angeschlagene Schaustellergewerbe, freuten sich, dass es wieder los geht. Der Veranstalter, die Gemeinde Blaufelden, warb mit großem Krämermarkt mit 70 Verkaufsständen (2017 waren es noch 140 Stände !!!), einer Messe für Energie und Umwelt, großem Gastronomiebereich (Hüttendorf), Ausstellung der Kleintierzüchter und vielem mehr. Bereits 2017 betonte ein Mitglied des Volksfestausschusses in einem Pressebericht, dass in Blaufelden Tradition großgeschrieben wird und unter anderem der Festbetrieb im Zelt ein guter Grund sei für einen Besuch in Blaufelden.

Die Freude über einen Besuch auf dem Hohenloher Volksfest legte sich allerdings schnell, nachdem man den Festplatz erreichte, denn das Angebot war sehr überschaubar. Statt einem Festzelt gab es, um einen kleinen Platz, mit wenigen 100 Sitzplätzen, Stände mit Essen und Trinken. Die Auswahl war gering, die Preise dafür horrend. 9 € für 1 Maß Bier sind teuer aber angebracht, denn wer als Kellner / Kellnerin seinen schweißtreibenden Dienst im Bierzelt verrichten muss, der sollte auch gut bezahlt werden – nur dass es in Blaufelden kein Zelt gab und auch keine Kellner / Kellnerinnen. 

Der Veranstalter hat sich mit dem Festwirtsehepaar Simone und Dietmar Kübler für einen Generalunternehmer entschieden, der sowohl den Vergnügungspark als auch den Gastronomiebereich ausrichtet. Diese Monopolstellung macht es einfach die Preise zu diktieren. Trotzdem wurde noch während des Festes und der ohnehin schon happigen Preise, die momentane Inflation sichtbar: Kostete ein Steakbrötchen am Freitag noch 6,50€, verlangte man am selben Stand, am Montag bereits 9€. Am Montag konnten die Männer der örtlichen Feuerwehr, die das ganze Wochenende ehrenamtlich bei der Koordination des Festes geholfen hatten, ihren Essensgutschein nicht mehr einlösen, da dieser von der Gemeinde nur mit 6,50 € gedeckt war.

Die nächsten Einsparungen trübten bereits die Bierprobe am Freitag. Das Fest wurde nicht traditionell von den Böllerschützen Gebsattel eröffnet, der Bieranstich und die Ansprache der Bürgermeisterin konnten, wegen der schlechten Technik, ab der 2. Sitzreihe nicht mehr verstanden werden, ein Platzregen sorgte für einen längeren Blackout. Es gab keinen Strom, demzufolge keine Musik, kein Licht und keine Getränke. Die wenigen Gäste, die sich davon nicht vertreiben ließen, waren, ohne Zelt, innerhalb kürzester Zeit nass, denn die aufgestellten Schirme konnten den Regen nicht abhalten. Als Entschädigung für die traditionelle Eröffnung gab es schon am Freitag ein Eröffnungsfeuerwerk an Stelle des traditionellen Feuerwerkes zum Abschluss des Festes. Auch hier wurde wohl gespart. Man hörte Gerüchte, dass der Pyrotechniker wegen des geringen Budgets bei LIDL-Online bestellen musste.

Hat all dies noch immer nicht abgeschreckt und der feierfreudige Blaufelder hat durchgehalten, stand irgendwann der Gang zur Toilette an. Hier der nächste Schreck: 0,70 € für einen Gang zum WC in einem nur mäßig sauberen Toilettenwagen. Auf der Autobahnraststätte bezahlt man auch 0,70 € –  für eine Toilette, die nach jedem Besucher automatisch gereinigt und desinfiziert wird. Von den bezahlten 0,70 € kann man auf der Autobahn 0,50 € anschließend im Shop der Raststätte einlösen.

Nach der langen Party-Abstinenz nimmt man als Festbesucher einiges in Kauf und es gab auch viele schöne Momente auf dem Fest. Zu erwähnen sind hier die schönen Festzüge am Sonntag und Montag. Die Teilnehmer haben sich große Mühe gegeben um die Zuschauer zu erfreuen und die Koordination durch die freiwillige Feuerwehr hat prima funktioniert. Die Kleintierzuchtausstellung ist für Tierfreunde immer einen Besuch wert und auch die kleineren Veranstaltungen und Angebote rund ums Fest müssen lobend erwähnt werden.

Rückblickend und verglichen mit früheren Jahren muss leider festgestellt werden, dass die Qualität des Pfingschda-Margds immer schlechter wird. Das kann man auch daran beobachten, dass das Interesse schwindet und die Besucherzahlen stetig sinken. Gerade nach der langen Corona-Pause hätte es die Bevölkerung verdient, ein rauschendes Volksfest zu feiern. Wo ist hier die Wertschätzung – oder ist Geselligkeit gar nicht mehr erwünscht? Diesen Minimalismus und die krassen Sparmaßnahmen, denen viele alte Traditionen zum Opfer gefallen sind, hat unser Pfingschda-Margd nicht verdient!