Die multiple Geldschöpfung – Ein Schneeballsystem?  Teil 2 

Im ersten Teil unserer Serie über die Grundlagen des Geldes haben wir dessen Vorteile gegenüber dem ursprünglichen Tauschhandel kennen gelernt. Das daraus entstandene Folgeproblem ließ die Bank entstehen. Gleichsam wurden die Begriffe Zins und Zinseszins anhand einfacher Beispiele erklärt.
 
Im zweiten Teil beginnen wir uns, mit Papiergeld, von realen Werten zu lösen (vgl. Max Bock). Für das hinterlegen von Geld werden bei der Bank Quittungen ausgestellt: Geldscheine. Diese Geldscheine repräsentieren einen Anspruch auf die Münzen. Da das Stück Geld keinen Materialwert mehr besitzt, ist das Vertrauen darin von großer Wichtigkeit. Überzeuge die Menschen vom Wert dieses Papiers. Ab jetzt wird nur noch auf den Anspruch auf das Geld bezahlt, welches sich in den Händen der Bank befindet.
 
Die finale Form des Geldes ist das Buchgeld: Wenn bei der Bank Geldeinzahlungen oder die Kreditvergabe erfolgt, wird der entsprechende Betrag auf ein Konto gutgeschrieben. Diese Gutschrift repräsentiert den Anspruch auf das Bargeld. In diesem System lassen sich Zahlungen durch Übertragungen eines solchen Anspruches auf ein anderes Konto erledigen. Beispiel: Überweisungen oder Kreditkartenzahlungen. Diese Zahlungsart wird sich, auf Grund von Zeit und Distanzfaktoren, sehr schnell durchsetzen, so dass sehr bald kein reales Geld mehr den Besitzer wechselt. Das neue Geld ist Buchgeld. Völlig frei von Materie und nur noch eine Information.
 
Die multiple Geldschöpfung: Da das praktische und schnelle Buchgeld nur einen Anspruch auf Bargeld darstellt, wird das eigentliche Bargeld kaum noch benötigt. Wenn es nicht mehr so oft benötigt wird, kann man den Anspruch darauf gleich mehrfach vergeben. Falls doch noch jemand Bargeld abheben möchte, hält  man eine kleine Mindestreserve (zwei bis zehn Prozent). Daraus folgt bei zehn Prozent Mindestreserve, dass man aus jedem Geldschein zehnmal so viel Buchgeld machen kann.
 
Das heutige Banksystem: Jemandem wird ein Geldbetrag auf sein Konto gutgeschrieben, weil er Bargeld einzahlt. Dieses Bargeld wird als Grundlage genommen um Kredite zu vergeben. Da nur eine Mindestreserve an Bargeld benötigt wird, kann der Anspruch auf dieses* eingezahlte Geld mehrfach vergeben werden. Durch die Vergabe der Kredite entsteht hier Geld, für welches die Bank Zinsen erhält. Durch diese Zinsen entsteht der Bedarf an zusätzlichem Geld, welches wieder einen Kredit entstehen lässt. Das System macht sich damit selbstständig.
 
In unserer nächsten KLARTEXT-Ausgabe werden wir uns, im dritten und letzten Teil, mit Inflation und Deflation beschäftigen. Hier erleben wir unterschiedliche Störungen des Gleichgewichtes von realen Werten (Güter und Dienstleistungen) gegenüber dem Geld.