Bericht über globale Risiken 2024

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Ein Gastbeitrag von Ulrike Weiß

Seit fast 20 Jahren veröffentlicht das World Economic Forum (WEF) seinen Bericht zu globalen Risiken. Am 11. Januar 2024 wurde der 19. Bericht, der in Zusammenarbeit mit Marsh McLennan und der Zurich Insurance Group erarbeitet wurde, der Öffentlichkeit vorgestellt [1] .
Um den Bericht zu erstellen, wurden 1.490 internationale Vertreter aus dem öffentlichen, wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben interviewt [2] . Die Interviewten bringen darin ihre Risikowahrnehmung zum Ausdruck. Als globales Risiko wird in diesem Zusammenhang die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses angesehen, das, falls es eintritt, das globale Bruttoinlandsprodukt, die Bevölkerung oder Bodenschätze in hohem Maße negativ beeinflusst [3] .
Der gesamte Bericht kann unter Global Risks Report 2024 | World Economic Forum | World Economic Forum (weforum.org) aufgerufen werden.
Im Folgenden werden einige wichtige Punkte kurz aufgezeigt.

Aktuelle Risiken
Am gefährlichsten werden extreme Wetterereignisse eingeschätzt. Falsch- und Fehlinformationen, die von künstlicher Intelligenz generiert werden, folgen an zweiter Stelle. Danach kommt gesellschaftliche und/oder politische Polarisierung. An vierter Position ist die Lebenshaltungskostenkrise. Cyberattacken werden als fünft-gefährlichstes Risiko wahrgenommen [4] . Des Weiteren befindet sich auf Position 11 die Einschätzung, dass es Zensur geben könnte und dass die freie Meinungsäußerung in Gefahr ist [5] . Zu diesem letzten Punkt muss gesagt werden, dass sich diese Einschätzung auf Länder wie Weißrussland, Iran, Nicaragua und Myanmar, nicht auf Länder des Westens, bezieht [6] . Im Bericht wird die Befürchtung geäußert, dass die Klimasituation sich stark verschlimmert und der Schaden nicht mehr rückgängig gemacht werden kann [7] .

Kurzfristige Risiken (innerhalb der nächsten zwei Jahre)
Bei den kurzfristigen Risiken werden Falsch- und Fehlinformationen am gefährlichsten wahrgenommen, gefolgt von Extrem-Wetterereignissen. Von Interesse ist in dieser Kategorie, dass das Risiko „zwischenstaatlicher bewaffneter Konflikte“ an fünfter Stelle genannt wird. Inflation (7. Stelle) und wirtschaftlicher Abschwung (9. Stelle) sind die ökonomischen Befürchtungen. Als Begründung für wirtschaftliche Probleme werden nicht nur hohe Zinsen genannt, sondern auch kriegerische Auseinandersetzungen und Extremwetter [8] . Der Bericht betont, dass das Risiko von Falsch- und Fehlinformationen von den Befragten dieses Mal als sehr viel höher eingestuft wurde als letztes Jahr (letztes Jahr auf Rang 15) [9] . In der Kategorie der kurzfristigen Risiken fallen einige Besonderheiten in Bezug auf die Altersstruktur auf. Es sind vor allem die unter 30-Jährigen, die besonders mit den Themen Extrem-Wetterereignisse, Umweltverschmutzung, starke Verschlechterung von Erdsystemen (Anmerkung: hier sind Klimakipppunkte gemeint [10] ) und Knappheit an Bodenschätzen beschäftigt sind. Die Altersgruppen 60-69 und 70+ befürchten nur Extrem-Wetterereignisse. Allerdings sind es die beiden letzteren Altersgruppen, die sich um die Untergrabung der Menschenrechte sorgen. Das Thema Menschenrechte spielt in keiner anderen Altersgruppe eine Rolle. Ebenso ist auffällig, dass die unter 30-Jährigen die Gefahr von zwischenstaatlichen bewaffneten Konflikten (also Krieg) nicht als Risiko einstufen, während es alle anderen Altersgruppen als Risiko wahrnehmen. Wirtschaftlicher Abschwung scheint nur ein Thema für die Altersgruppen 30-39, 40-49 und 50-59 zu sein, die Altersgruppen Unter-30 und 60-70+ sehen dies lt. Bericht nicht als Risiko [11] .

Langfristige Risiken (innerhalb der nächsten zehn Jahre)
In der langfristigen Risikoeinschätzung sind fünf der zehn Risiken Umweltthemen. An erster bis vierter Stelle stehen Extrem-Wetterereignisse, starke Verschlechterung von Erdsystemen, Schwund von Biodiversität und Ökosystem-Kollaps, sowie Knappheit an Bodenschätzen. An zehnter Stelle steht Umweltverschmutzung. An fünfter Position jedoch wiederum Falsch- und Fehlinformationen [12] .

Fazit
Die unterschiedliche Risikowahrnehmung in Bezug auf Kriege, Klimafragen und wirtschaftlichen Abschwung in den verschiedenen Altersgruppen kann m. E. der unterschiedlichen Lebenserfahrung, aber auch der Wahrnehmung, was der Einzelne zu verlieren hat, geschuldet sein. Dass das WEF eine einflussreiche und mächtige Organisation ist, muss an dieser Stelle nicht kommentiert werden. Man muss sich nur die Teilnehmerliste des Treffens vom 15. – 19. Januar 2024 ansehen: u.a. Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission; Antony Blinken, US-Außenminister; António Guterres, UN-Generalsekretär; Kristalina Georgieva, Managing Director des Internationalen Währungsfonds; Ngozi Okonjo-Iweala, Generaldirektorin der Welthandelsorganisation; Jens Stoltenberg, Generalsekretär der NATO; Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO [13] . Da neben Wirtschaftsführern und NGOs auch Regierungs- und EU-Mitglieder teilnehmen, kann man davon ausgehen, dass der Risikobericht auf die eine oder andere Weise in der politischen Arbeit seinen Widerhall finden wird.

Quellen für die Online-Ausgabe:

[1] https://www.weforum.org/agenda/2024/01/global-risks-report-2024-live-press-conference/ abgerufen am 12. Jan. 2024.

[2] Global Risks Report 2024, Seite 5.

[3] Global Risks Report 2024, Seite 5.

[4] Global Risks Report 2024, Seite 7.

[5] Global Risks Report 2024, Seite 13.

[6] Global Risks Report 2024, Seite 20

[7] Global Risks Report 2024, Seite 7

[8] Global Risks Report 2024, Seite 8

[9] . Global Risks Report 2024, Seite 15.

[10] Global Risks Report 2024, Seite 96.

[11] Global Risks Report 2024, Seite 16.

[12] Global Risks Report 2024, Seite 8.

[13] Davos 2024: Here's what you need to know | World Economic Forum (weforum.org) abgerufen am 15. Jan. 2024