Eiertanz – ein Landrat, ein paar Fragen, was er geantwortet hat, nicht geantwortet hat und was er uns damit sagt!

Lüge oder Wahrheit

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ lautet das erste Axiom von Paul Watzlawick zu Kommunikation. Es ist aus unserer Sicht wahrscheinlich, dass Landrat Bauer diese wesentliche Erkenntnis der Wissenschaft um die Kommunikation weder kennt, noch im täglichen Handeln lebt.

So hat der Landrat Bauer uns seine Antworten auf unsere Fragen aus der letzten Ausgabe zugeschickt, mit denen wir uns im Folgenden beschäftigen werden. Gleichzeitig werden seine Antworten auch ein Lehrstück sein, wie wir aus dem, was Menschen sagen und auch aus dem, was sie nicht sagen, lesen können wie aus einem Buch. Weil diese Analyse allerdings etwas aufwändiger sein wird, werden wir dies hier in einem einzigen Artikel nicht bewerkstelligen. Deshalb haben wir unsere Auswertung auf mehrere Teile verteilt, die wir nacheinander in den folgenden Ausgaben veröffentlichen. Hier ist also Teil 1.

In einer Folge der Krimiserie „Columbo“ überführt der Held den Täter in einem Fall, bei dem es bis kurz vor Schluss noch gar keine Leiche gab und es somit fraglich war, ob es überhaupt einen Fall gab. In einem unbedachten Moment äußert der Hauptverdächtige über das vermeintliche Opfer, sie wäre ein wunderbarer Mensch gewesen. Diese verräterische Aussage bringt Columbo auf die Spur, denn der Verdächtige spricht vom noch gar nicht gefundenen Opfer in der Vergangenheitsform. Im Folgenden erläutert Columbo ihm, dass er diese sprachliche Formulierung nicht zufällig gewählt hat und ihn dies als Täter überführt. „Wir wählen unsere Worte nicht zufällig“ sagt Columbo dabei.

So verhält es sich mit den Worten, die der Landrat in seinem Antwortschreiben verwendet. Lassen sie uns in diesem Teil der Artikelserie den eher allgemeinen Aspekten der Ant-worten widmen, bevor wir in den Folgeartikeln die einzelnen Antworten filetieren.

Es antwortet zunächst auf unsere Fragen ein L. Amend, aus der Pressestelle. Auf der einen Seite ist es ja ein gängiger Mechanismus in Unternehmen, Behörden oder anderen Organisationen, die Pressestelle auf Presseanfragen reagieren zu lassen. Nun weiß aber auch jeder, dass Presseabteilungen nicht etwa dazu da sind, die Bevölkerung wirklich zu informieren, sondern ihr Zweck besteht darin, die Beteiligten gut aussehen zu lassen. Bei Fragen, in denen es um Leib und Leben der Einwohner des Landkreises geht, um deren Sicherheit und deren Steuergelder, ist es einfach eine Aussage, wenn der Landrat seine Pressestelle vorschickt. Er will gut dabei aussehen, was das Bild von ihm, als eitel und selbstgefällig, bestätigt.

Sehr auffällig ist es, dass der Landrat oder seine Pressestelle (weiß er überhaupt, was diese geantwortet hat ?) bei 5 von 16 Fragen erst mal die Zuständigkeit bei anderen sucht. Auch wenn das faktisch korrekt sein mag, sagt es deutlich, wofür sich der Landrat wirklich interessiert.

Für die Frage danach, wie oft Rettungswägen fahren müssen und wie lange es dauert bis ein solcher bei Ihnen ist, auf jeden Fall nicht. Auch auffällig ist, dass wir nach konkreten Zahlen fragen und statt einer konkreten Antwort einen Verweis auf Statistik erhalten. Noch dazu, wenn ein Aspekt der Statistik signifikant vom Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg abweicht.

Am schwierigsten sind dann diese Antworten, bei denen uns andere Informationen vorliegen und es nun zu prüfen gilt, wie es zu dieser Diskrepanz kommt. Das heißt, es gilt zu prüfen, welche Information korrekt ist und ob es, im Zuge der Frage, vielleicht zu einem Missverständnis über die Frage gekommen ist.

Formulieren wir es vorsichtig: Sollte sich herausstellen, dass unsere Information nicht zutreffend ist, dann werden wir dies entsprechend auch kommunizieren. Sollte sich jedoch herausstellen, dass unsere Information korrekt ist, dann hat der Landrat entweder wissentlich die Unwahrheit gesagt (also gelogen), oder er ist an einer Stelle einfach nicht informiert, was wiederum eine sehr deutliche Aussage über ihn wäre, dass er nicht informiert ist.

Alles in allem liest sich das Antwortschreiben aus einer Vogelperspektive wie ein Sammelsurium von Ausflüchten und dem Versuch, sich in Spitzfindigkeiten zu verlieren, um sich ein paar wirklich wichtigen Fragen für die Menschen hier im Landkreis zu entziehen.

Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, seien Sie sich sicher, dass Sie in diesem Landkreis nicht sicher sind, wenn es hier zu weitreichenden Ausfällen im Stromnetz kommt. Der Landkreis hat nicht einmal einen Plan. Und seien Sie sich auch sicher, dass Sie nicht sicher sind, wenn weitere Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet in den Landkreis kommen, der Landkreis hat nicht mal ein worst case Szenario parat.

Erwarten Sie die genauen Antworten des Landrats und unsere Analyse dazu in den nächsten Ausgaben.