Das beste Deutschland – eine nicht ganz objektive Betrachtung

Das beste Deutschland aller Zeiten
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Wir leben im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat.“ Diese Aussage des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am 30.10.2022 zur deutschen Einheit, hat mich zum Nachdenken gebracht.

Es gab schon früher unterschiedliche Lager in der Gesellschaft: Ossis/Wessis, Fleischesser/Vegetarier, Bayern-Fans/BVB-Fans, Konservative/Innovative und viele mehr. Das war ok, das machte die Gesellschaft bunt. Dann kam Corona und stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten. Staatliche Gängelung wurde Alltag und Einschränkungen, die teilweise jeder Logik entbehrten, trieben einen Keil durch die Gesellschaft.

Plötzlich ging es nur noch um „Recht haben“. Es gab Corona-Leugner/Corona-Jünger, Impfgegner/Impfbefürworter, Querdenker/Nichtdenker. Wünschenswert wäre, wenn die Menschen in einer Krise zusammenrücken würden, aber leider zeigte der Corona-Wahnsinn bei vielen nicht die besten Seiten. Nach nun knapp 3 Jahren besteht Grund zur Hoffnung, dass Corona vorbei ist, sagte doch der Virologe Christian Drosten am 26.12.2022: „Die Pandemie ist vorbei.“ Ist es vorbei oder geht es nur auf anderer Ebene weiter? Sind die Menschen noch immer im „geistigen Lockdown“ ? Ist es in Ordnung, dass sich der Staat weiterhin immer intensiver in das Privatleben der Bürger einmischt?

Es gibt so viele Dinge, die sich geändert haben, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Nehmen wir das neudeutsche Wort „Migrationshintergrund“. Das Wort tauchte 2009 erstmals im Duden auf. In Deutschland leben momentan ca. 21,2 Mio Menschen mit Migrationshintergrund (Quelle: www.bamf.de / 12.04.2022). Die Bezeichnung bringt man irgendwie nur mit Flüchtlingen und Menschen aus bestimmten Staaten in Verbindung. Migranten sind jedoch Menschen, die aus einem anderen Land als dem Zielland eingewandert sind. Laut dieser Definition betrifft das also alle Zuwanderer: Australier, Amerikaner, Schweden, Polen, usw.)

All diese Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland gekommen, vermutlich weil sie sich hier ein besseres Leben erhoffen als dort, wo sie herkommen.
Sie haben also Deutschland zu ihrem Wahlzuhause gemacht. Da frage ich mich, warum soll sich Deutschland denn ändern? Warum müssen christliche Kreuze in den Schulen abgenommen werden? Warum wird ein Weihnachtsmarkt umbenannt zum Wintermarkt? Sind deutsche Traditionen nicht wert, bewahrt zu werden? Das bringt mich zum nächsten Thema: „Gendern“.

Wikipedia definiert gendern als „geschlechtsbewussten Sprachgebrauch“. Für mich ist gendern ein politisches Statement und die Zerstörung der deutschen Sprache. „Ein geistigeres und innigeres Element als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es ein Volk ist, will es seine Art mit aller Eigentümlichkeit bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als dass ihm seine Sprache nicht verdorben und zerstört werde“ (Ernst-Moritz Arndt 1769-1860).

Sprache und der Umgang damit sind mein nächster Punkt: Der moderne Satzbau lautet: Subjekt, Prädikat, Beleidigung, “Alter!” „Du Opfer“, „Fick Dich“ und ähnliche persönliche Anreden haben „Danke“, „Bitte“ oder „Entschuldigung“ oft völlig verdrängt. Die Liste der, für mich nicht positiven, Veränderungen könnte ich noch lange weiterführen. Fleischkonsum ja/nein, E-Auto/Verbrenner, usw. Extrempositionen sind die neue Normalität und es geht oft nur ums Rechthaben und Verantwortung abgeben.

All das führt mich zu meinem Fazit: Persönliche Lebensweisen werden zur einzig „guten“ Lebensweise erklärt, Doppelmoral ist gesellschaftsfähig. Die Maßstäbe haben sich verändert, globale Konflikte werden im privaten Umfeld ausgetragen, gehört wird, wer am lautesten schreit. Woran liegt die Zunahme all dieser „Unsitten“? Wo sind Tiefgang, Mitgefühl und Selbstbestimmung? Ich bin sicher, für viele Menschen sind das auch heute noch wichtige Werte und man wünscht sich, gesehen, respektvoll behandelt und in seiner Individualität akzeptiert zu werden.

Vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung und diesem Artikel darüber völlig falsch, dann freue ich mich über Ihre empörten Leserbriefe oder, moderner, den Shitstorm in den sozialen Medien.
Ansonsten schließe ich mit den Worten des geschätzten Heinz Erhardt:
Früher war alles gut, heute ist alles besser. Es wäre besser, wenn wieder alles gut wäre.