Punkt, Punkt, Komma, Strich: Gender*sternchen ohne mich!

Echt jetzt?
Bild: Pixelraw

Von unserer Schwester-Redaktion Rhein-Main
Gastautor: Lutz aus Frankfurt / Main

Immer mehr Firmen, Institutionen, Dienstleister und ein Großteil der Medienlandschaft gendern mittlerweile. Dabei zwingen sie dies ihren Kunden und Konsumenten ungefragt auf, ohne die Option, es abzuwählen.

Es ist kaum noch möglich, sich diesem Wahn zu entziehen. In einigen Firmen werden Angestellte sogar von ihren Vorgesetzten zum Gendern im Schriftverkehr gezwungen. Abgesehen von dieser haltlosen Übergriffigkeit, gibt es ein paar Dinge, die ich nicht verstehe:

Einige Gender-“Verfechterinnen“ argumentieren, dass die Worte, um die es sich handelt, in ihrer Grundform überwiegend männlich seien und dies wäre ungerecht. Dem ein oder anderen wird geläufig sein, dass „die Sonne“ im französischen einen männlichen Artikel und „der Mond“ einen weiblichen hat. Ich verrate Ihnen jetzt ein Geheimnis: Die Vollmond, die Franzosen vom Schlaf abhält, ist der gleiche Vollmond, der Deutschen den Schlaf raubt. Der Sonne, der über Frankreich strahlt, ist die gleiche Sonne, die über Deutschland lacht.

Der Artikel ändert nichts an der Identität der Dinge. So sind wir alle Menschen. Manche von uns sind Männer, manche Frauen, andere definieren sich nicht oder anders über ihr Ge-schlecht. Ich weiß, dass ich ein Mann bin und ich fühle mich auch als Mann. Ich benötige keine Bestätigung von außen, um zu wissen, wer ich bin. Ich wünschte mir, mehr Menschen wären so gefestigt in ihrem Sein und würden sich nicht durch das grammatikalische Geschlecht von Worten beeinflussen lassen. Einige Gender-“Verfechterinnen“ argumentieren, Gendern sei inklusiv. Nun leben wir in einer Welt, in der es mittlerweile mehr Geschlechter als Sand am Meer zu geben scheint. Verstehen Sie mich nicht falsch. Von mir aus darf ein jeder nach seiner Fasson leben. Jedoch wundert es mich, dass man unter diesem Aspekt in der deutschen Sprache permanent auf den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Mann und Frau hinweisen möchte.

Schauen wir uns ein Beispiel an: „Sehr geehrte KundInnen.“ Was ist bitte ein „Kund“? Wie spricht man diese non-binären Personen an? Wo liegt bitte der Mehrwert? Früher, also über Jahrhunderte hinweg, war man sich noch einig, dass mit „Kunde“ alle Menschen gemeint sind, die Kunden sind. Auch heute noch schafft die Mehrheit der deutschsprachigen Bevölkerung die Transferleistung, dass Kunden sowohl männlich als auch weiblich sein können. Ebenso kann ein Kind, dem im Deutschen der Artikel „das“ (Neutrum) vorangestellt wird, Kunde sein.

Deutlicher wird dies am Beispiel „Patientin“. Patienten können nicht nur Menschen sein, auch ein Tierarzt hat Patienten. Es wäre absolut sinnfrei, in diesem Kontext von Pferde-Patienten, Hunde-Patienten, Wellensittich-Patienten etc. zu sprechen, oder? Gendern ist meines Erachtens nicht inklusiv, sondern exklusiv: Der Begriff „Patientin“ beschränkt sich auf zwei mögliche Arten von Patienten, während der Begriff „Patient“ schon immer alle möglichen Patienten inkludiert.

Einige Gender-“Verfechterinnen“ argumentieren, Gendern schaffe mehr Gleichberechtigung. Da kann ich persönlich nur lachen. Eine Frau, die also nun mehr verdient, weil der Chef gendert? Weil auf der Gehaltsabrechnung „Sehr geehrter Mitarbeiterin“ steht? Ein Ostdeutscher, der nun mehr verdient, weil wir von „Liebe Ost- und Westdeutsche“ sprechen? Vielleicht wird mit diesem überspitzten Beispiel auch noch mal die Spaltung deutlich, die hier meines Erachtens betrieben wird. Alles muss anscheinend – und damit eben auch über die Sprache – gespalten werden: Arme und Reiche, Ukrainer und Russen, Geimpfte und Ungeimpfte, Querdenker und Schlafschafe, Frauen und Männer. Wie wäre es mit Menschen?

Und zwar nicht Mensch:innen, sondern Menschen. Alles einzelne, einzigartige Individuen, die sich durch ihr Menschsein gleichen, die über ihr Menschsein miteinander verbunden sind? Wäre das nicht mal eine Revolution zurück zur Vernunft?

In diesem Sinne:
Bleiben Sie, wer Sie sind und lassen Sie sich nicht durch die Verunstaltung der deutschen Sprache in ihrem Sein verunsichern.