1919 wurde der 1. Mai, den wir als Tag der Arbeit kennen, erstmals Feiertag in Deutschland. Ursprünglich kommt dieser Kampftag der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften aus den USA, wo es am 1. Mai 1886 zu Streiks für einen 8 Stunden-Tag kam und wo bei den, teils gewalttätigen, Auseinandersetzungen Demonstranten und Polizisten starben. Am 1. Mai 1890 fanden auch in Deutschland Streiks, Demonstrationen und „Maispaziergänge“ mit rund 100.000 Teilnehmern statt. Im Oktober 1890 wurde der 1. Mai von der SPD zum Tag der Arbeiterbewegung erklärt, worauf es jährlich an diesem Tag Demonstrationen und Streiks gab.
Auch 1933 war der 1. Mai unter dem Nazi-Regime ein vollbezahlter Feiertag. Die National- Sozialisten versuchten den „Tag der nationalen Arbeit“ für Ihre Propaganda zu nutzen und die Gewerkschaften zu entmachten.
Nach dem 2. Weltkrieg bestätigte der Alliierte Kontrollrat den 1. Mai als Feiertag. Es gab Feierlichkeiten in Ost- und Westdeutschland. Im Osten gab es überwiegend staatlich kontrollierte Militärparaden und im Westen nutzten hauptsächlich die Gewerkschaften den Tag für politische Kundgebungen.
Heute ist der „Tag der Arbeit“ oder auch „Labor Day“ in vielen Ländern ein gesetzlicher Feiertag, wenn er auch nicht in allen Ländern am 1. Mai stattfindet. Wie eben geschrieben, ist der 1. Mai ein gesetzlicher und kein kirchlicher Feiertag. Das ist wohl hauptsächlich dadurch zu begründen, dass dem Fest am 1. Mai ein viel älterer Ursprung zugrunde liegt, nämlich das keltische Beltane.
Beltane oder altirisch Beltaine ist der Sommeranfang. Das Fest wird auch Cétsamuin (der erste Sommerliche) genannt und wird in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai gefeiert. Beltane ist der Name des Monats Mai im heutigen Irisch. Beltane steht in Verbindung mit dem Gott Belenus. Belenus ist der Gott der Sonne und des Lichtes.
An dem Tag, wie auch an den drei anderen großen Festen des keltischen Jahreskreises (Imbolc, Lughnasad u. Samhain), sind die Schleier zur Anderswelt durchsichtig. Die Feierlichkeiten zu Beltane findet man auch noch in heutigen Traditionen, wie dem Tanz in den Mai. Auch der Maibaum hat hier seinen Ursprung. Die Kelten schmückten zu Beltane Haus und Stall mit frischem Grün und feierten mit Maibaum und Maikönigin. Zu Beltane wurden alle Herdfeuer gelöscht und wieder neu entzündet. Unter Aufsicht der Druiden trieb man das Vieh zwischen zwei Feuern durch, um es vor Krankheit zu schützen. Das Viehtreiben wurde in Irland, und teilweise auch in Schottland, bis ins 19. Jahrhundert praktiziert.
Beltane gilt auch als Fest der großen Vermählung von Gott und Göttin, Himmel und Erde. In dieser Nacht haben sich Männer und Frauen vermählt, um sich in freier Natur zu lieben. Hierfür wurden sogenannte „Minneburgen“ in der Nähe des Beltane-Feuers errichtet. Es wurden, wie auch an Lughnasad, Ehen auf ein Jahr geschlossen. Blieben die Verbindungen, zum Beispiel, kinderlos, konnte nach einem Jahr ein neuer Partner gewählt werden.
Auch die Walpurgisnacht, in der die Hexen auf dem Blocksberg tanzen, stammt von dem alten keltischen Beltane ab.
Dieses ausschweifende Fruchtbarkeitsfest war der christlichen Kirche ein Dorn im Auge. Um dem Spuk der heidnischen Bevölkerung ein Ende zu bereiten, versuchte die Kirche ein christliches Ersatzfest einzuführen. Dieses widmete sie der Äbtissin Walpurga, die am 1. Mai heiliggesprochen wurde. Da der Name Walpurga auch auf Walküren hinweist, heidnisch-germanische Geistwesen aus dem Gefolge des Göttervaters Odin, haben die Menschen sich daran nicht allzu groß gestört. Vielleicht ist uns deshalb dieser 1. Mai nur als gesetzlicher Feiertag erhalten geblieben.
Ob friedlicher Arbeitskampf, ein fröhliches Frühlingsfest beim Tanz in den Mai oder wie auch immer Ihr den freien Tag verbringt, ich wünsche Euch einen schönen Mai-Feiertag.