Das fragwürdige Demokratieverständnis manch Bürger in Schwäbisch Hall

Rote Karte für Demokratie-Feinde
Bild: Freepik Premium

“Die Grundlage der Demokratie ist die Volkssouveränität und nicht die Herrschaftsgewalt eines obrigkeitlichen Staates.“

Gustav Heinemann (ehem. Deutscher Bundespräsident)

„Wer sich nicht traut, für seine Freiheit einzutreten, wird zum Schwarzfahrer unserer freiheitlichen Demokratie.“

Richard Von Weizsäcker (ehem. Deutscher Bundespräsident)

Sie wundern sich, warum ein Artikel mit zwei Zitaten berühmter deutscher Politiker beginnt? Passen Sie auf – es werden noch mehr. Die „Klartext“ steht drei Stunden vor Redaktionsschluss, und ich bin zu tiefst entsetzt über ein Vorkommnis bei dem gestrigen Montagsspaziergang in Schwäbisch Hall. Deshalb dieser Artikel!

„Der Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet.“

Gustav Heinemann (ehem. Deutscher Bundespräsident)

Dieses Zitat beschreibt, warum deutschland- nein, weltweit seit fast drei Jahren Massen an Menschen auf die Straße gehen um, anfangs gegen die Corona-Maßnahmen, heute thematisch viel breiter aufgestellt, ihre Regierungen zur Ordnung zu rufen.

„Die freiheitliche Demokratie braucht mehr als jede andere Staatsform die Überzeugungskraft, die Leidenschaft ihrer Bürger.“

Helmut Kohl (ehem. Deutscher Bundeskanzler)

Seit so vielen Monaten gehen wir in Hohenlohe wegen unserer Überzeugung auf die Straße – wohlgemerkt tun wir das immer friedlich. Mit einem oft formulierten Angebot zum Dialog. Jeder ist bei unseren Montagsspaziergängen und Aktionen willkommen!

Eisige Kälte, strömender Regen, sengende Sonne – all das haben wir so lange Zeit mit einem ehrlichen Lächeln weggesteckt.

Schwerer wiegen die persönlichen Nachteile, die Diffamierung durch die vermeintliche Mehrheitsgesellschaft und die Medien, sich abwendende „Freunde“, Streit mit Verwandten und Probleme mit dem Arbeitgeber. Aber auch das haben wir mit Würde ertragen, wie von Helmut Kohl gefordert – mit Überzeugung und Leidenschaft.

„Es muss in einer Demokratie über alle Meinungsverschiedenheiten hinweg doch auch immer ein menschliches Miteinander geben.“

Eduard Oswald (deutscher Politiker)

Und hier komme ich zu gestrigem Ereignis – in Höhe der Heimbacher Gasse 7 in Schwäbisch Hall schüttete eine bis jetzt unbekannte Person einen Eimer Wasser auf die Beteiligten der offiziell angezeigten Versammlung.

Wo, lieber „Wasserschütter“, ist Dein Angebot an ein menschliches Miteinander? Unserem, über den Lautsprecher formulierten Angebot, sich diesbezüglich auszutauschen bist Du nicht nachgekommen.

„Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verstand oder an seinem guten Willen zu zweifeln.“

Otto Von Bismarck (ehem. Ministerpräsident von Preußen)

Dieses Zitat gebe ich allen Mitmenschen mit auf den Weg, die uns einen Vogel zeigen, mit der Hand vor der Stirn wedeln – oder den ganz mutigen – die uns den Stinkefinger zeigen. Ganz ehrlich: Bei all dem Wahnsinn, den Ihr mittragt, zweifle ich an EUREM Verstand.

„Wer sich als Bürger in der Demokratie beheimatet, wer sie wertschätzt und bereit ist, sie zu verteidigen, wird sie erhalten wollen – für sich, für die eigenen Kinder und für die nachfolgenden Generationen.“

Joachim Gauck (ehem. Deutscher Bundespräsident)

Bei diesem Zitat muss ich an den Eierwurf in der Haalstraße denken. Im März 2022 wurde hier ein rohes Ei aus einem Fenster geworfen. Dieses Ei traf eine Mutter mit ihrem Kleinkind – nein, eigentlich traf es nur das Kind direkt auf den Kopf. Und all denen die jetzt kommen mit „was machen Kinder auf Demonstrationen“ sage ich: Kommt vorbei und schaut Euch an was wir tun oder haltet das Maul!

An diesem Tag hat eine junge Mutter ihren Teil dazu beigetragen, die Demokratie für ihre Kinder zu verteidigen.

Ein Ei aus einem Fenster zu werfen ist Gewalt, es ist unbedacht und es zeigt unglaublich viel über den Eierwerfer selbst … Pfui Teufel!

Wie, “lieber” Eierwerfer, definierst Du die im folgenden Zitat beschrieben Begriffe „Wert“ und „Würde“?

„Demokratie ist mehr als eine parlamentarische Regierungsform, sie ist eine Weltanschauung, die wurzelt in der Auffassung von der Würde, dem Wert und den unveräußerlichen Rechten eines jeden einzelnen Menschen.“

Konrad Adenauer (ehem. Deutscher Bundeskanzler)

Dann gab es noch das Vorkommnis, dass jemand eine brennende Zigarettenkippe aus dem Fenster geworfen hat. An das Gute im Menschen glaubend, gehe ich von einem Affekt aus, und hoffe der Täter ist froh, dass nicht mehr passiert ist. Trotzdem handelt es sich hier um Gewalt – Herr Heinemann sagt dazu:

„Nie wird es mich reuen, der Wahrheit und dem Recht den Mund geliehen zu haben. Bringt mich nur durch rohe Gewalt zum Schweigen! Recht bleibt Recht! Vor dem Stuhle des Richters, der euch einst fordert, werdet Ihr mich hören müssen!“

Gustav Heinemann (ehem. Deutscher Bundespräsident)

Oh Ihr Eierwerfer, Wasserschütter, Kippenwerfer und Vogelzeiger – was ist mit Euch geschehen?

Ich befürchte, ihr wurdet zu Hass und Gewalt aufgestachelt:

„Die Toleranz des demokratischen Verfassungsstaates endet dort, wo zu Hass und Gewalt aufgestachelt wird.“

Joachim Gauck (ehem. Deutscher Bundespräsident)

Ich glaube, dass ihr „Fenster-Helden” einfach Opfer einer Tatsache seid, die ein von uns allen geschätzter Herr schon vor langer Zeit ausgesprochen hat:

„Wir leben in einer Fernseh-Demokratie.“

Helmut Schmidt (ehem. Deutscher Bundeskanzler)

Wir, die diese Zeitung verfassen, die jeden Montag durch ihre Straßen ziehen, glauben fest daran, dass eine demokratische Gesellschaft unseren Einsatz benötigt – ganz weit weg von Stammtischparolen und Fernsehbenebelung – ganz im Sinne von Helmut Schmidt:

“Der Einsatz für Recht und Menschenwürde ist in einer Diktatur Widerstand – in einer freiheitlichen Demokratie dagegen eine von der Verfassung gebotene Pflicht.”

Helmut Schmidt (ehem. Deutscher Bundeskanzler)

Und wenn Sie uns nächsten Montag sehen und beurteilen, denken Sie bitte daran, was ein anderer hochrangiger Politiker gesagt hat:

“Unsere freiheitliche Demokratie lebt nicht von Umfragen, sie lebt von Engagement und Courage!”

Roman Herzog (ehem. Deutscher Bundespräsident)