Wenn das Gehirn statt benutzt nur spazieren getragen wird
Abgesehen von einigen sehr positiven Rückmeldungen auf unsere erste Ausgabe von Klartext, gab es auch einige echt bizarre Reaktionen. Ein oder zwei Leute haben uns per Email beschimpft. Nun gut, das dürfen die Leute und das braucht uns nicht zu interessieren, weil diese Leute damit ja viel mehr über sich selbst, als über uns sagen. Wirklich bizarr sind einige Reaktionen aus dem analogen Raum.
Wenn in meinem Briefkasten eine Wurfsendung landet, die mich nicht interessiert oder die ich sogar ablehne, dann ist bei mir der natürliche Weg direkt vom Briefkasten zur Altpapiertonne. Gut – das ist einfach, weil die Altpapiertonne direkt neben dem Briefkasten steht, aber sei’s drum.
So mancher Geselle will sich nicht damit zufrieden geben das Entspannteste und gleichsam Nachhaltigste und auch Einfachste zu tun, nämlich unsere Zeitung einfach wegzuwerfen, wenn er oder sie diese nicht haben will. Manch einer schreit mit seiner Handlung auch ein „Nimm mich doch bitte endlich wahr!“ in die Welt.
So gibt es dann Menschen, die verpacken unsere Zeitung in einen Umschlag (meist A5), schreiben meine Adresse drauf, frankieren den Umschlag mit 1,70 Euro, haben nicht das Rückgrat ihren Absender darauf zu schreiben und schicken das Ganze dann an mich. Großartig! Ich freue mich über die Zeitung, weil ich sie noch jemand anderem geben kann, die Deutsche Post freut sich über das Porto und der beiliegende Zettel mit irgendwelchen Beschimpfungen drauf landet, mit einem Schmunzeln, wiederum im Altpapier. Was für ein Aufwand für solche Leute mit so wenig erwünschter Wirkung. Clever geht anders.
Noch besser sind Leute, die den Umschlag nicht frankieren und dann mit dem Vermerk „Gebühr bezahlt Empfänger“ versehen. Irgendwie haben diese Leute die Illusion, irgend jemand von uns (hier ich), würde einen solchen Brief annehmen. Ja, Ihr Schlauberger: Es ist möglich die Annahme eines Briefes zu verweigern, bei dem der Empfänger das Porto zahlen soll – nicht gewusst? Oder seid Ihr wirklich so naiv zu glauben, dass wir einen Brief annehmen, der 1,70 Euro oder 3,00 Euro kostet, auf dem kein Absender steht und nicht erkennbar ist, dass er wirklich für den Betreffenden ist? Habt Ihr geglaubt wir wären so blöd und würden aus schierer Neugier das Porto bezahlen, die Zeitung darin entdecken und uns dann ärgern? Wie naiv. Da ja kein Absender drauf steht, darf die Post den Brief entsorgen und bleibt auf den Kosten des Transportes sitzen. Tja – wirklich geschadet hat dann die Aktion lediglich der Post. Is OK, kann man ja machen, wenn man will.
Beiden Rücksendern ist auf jeden Fall gemeinsam, dass sie mit dieser Handlung (sicher vollkommen unbewusst) gezeigt haben, wie sehr sie sich geärgert und damit das Gift selbst getrunken haben, von dem sie gehofft haben, dass es uns schadet. Ist das nicht traurig?
Und noch ein paar Worte aus einer ganz anderen Perspektive: Ich wette eine Kiste Bier, dass die Leute, die solche Aktionen durchführen sich selbst für ungemein clever, aufgeklärt, nachhaltig und so einiges mehr halten. Ich wette, diese Leute haben nicht für drei Cent darüber nachgedacht, was dieses „Zeitung zurück senden“ alles an Aufwand produziert. Warum wohl kostet ein Brief (je nach Größe) zwischen 85 Cent und einigen Euros? In der Betriebswirtschaft nennt sich das Kalkulation. In eine Kalkulation fließt alles ein, was irgendein Produkt kostet. Dazu gehören Logistikkosten. Es gibt Unternehmen, in denen sind die Logistikkosten der dickste Brocken in der Kalkulation. Dreimal dürfen Sie raten, welche Position in der Kalkulation eines Logistikunternehmens wohl der Größte ist. Und bei der Logistik werden ein Haufen Ressourcen verbraucht. Kraftstoffe – diese wiederum sorgen für Emissionen. Personal – der Briefträger, der extra wegen einem Brief an meiner Haustür klingeln muss. Da ich den Brief nicht annehme, war sein Weg umsonst. Bei den knapp kalkulierten Routen der Austräger ist das für ihn ärgerlich. Und dann ist da der Müll, der dadurch, zusätzlich zur Zeitung, entsteht. OK, wenn jemand den Brief frankiert, bleibt die Post wenigstens nicht auf den Kosten sitzen. Aber nachhaltig ist das dennoch nicht.
Wie es die großartige Vera Birkenbihl einmal sinngemäß formuliert hat: Wenn die Menschen ihr Gehirn mal benutzen würden, statt es – wie die meisten – nur spazieren zu tragen.
Und übrigens: Wenn wir in unserer Zeitung die Unwahrheit verbreiten würden, wäre es ja ein Leichtes, dies durch Fakten zu widerlegen. Das allerdings ist einfach nicht geschehen. Das heißt doch, dass unsere „Kritiker“ auf der inhaltlichen Ebene schlicht und einfach nichts zu sagen haben. Das, was wir berichten, scheint so gefährlich zu sein, dass es bei Manchem Ärger, Wut und Hass auslösen kann. Wir sind scheinbar auf dem richtigen Weg.