Einkaufen und Dienstleistung zu Corona-Zeiten – ein Erfahrungsbericht-
Corona hat die europäischen Länder unterschiedlich hart getroffen. Das spiegelt sich auch im Konsumverhalten der Menschen wider. Die Menschen in Deutschland haben ihr Kaufverhalten stark angepasst. 30% kaufen online ein und nicht mehr vor Ort; während der Lockdowns war dieser Anteil noch höher. Auch im Lebensmittelsegment ist dieser Anstieg stark spürbar. Laut Dr. Christian Wulff (Consumer Markets Leader PwC Deutschland und EMEA) wäre dieser Trend noch stärker gestiegen, wenn die Händler auf die plötzlich gestiegene E-commerce Nachfrage besser vorbereitet gewesen wären.
Ich habe im November ein kleines Ladengeschäft eröffnet. Ich habe mich bewusst gegen einen Onlineshop entschieden mit dem Ziel den Menschen vor ihrer Haustür eine Einkaufsmöglichkeit mit persönlicher Beratung zu bieten. Regional, saisonal, nachhaltig und gesund ist mein Motto. Persönlicher Kontakt mit meinen Kunden und individuelle Beratung sind mir wichtig.
Die Kunden blieben und bleiben aus. Was ist der Grund?
Die Corona-Krise hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Die Menschen sind verunsichert, sorgen sich um ihre Gesundheit und die von Freunden und Angehörigen. Homeschooling und Homeoffice benötigen viel Planung und stellen manche Familie vor große Herausforderungen. Die ständig wechselnden Maßnahmen und Verbote so wie der Druck sich impfen zu lassen tragen zu noch mehr Ängsten bei. Viele Menschen plagen Existenzängste und sie bangen um ihren Job.
Durch Hamsterkäufe in den großen Supermarktketten leeren sich die Regale und ein Engpass wird dadurch herbeigeführt.
Von Bekannten, die auch selbstständig sind, weiß ich, dass auch sie um ihre Existenz kämpfen. Erforderliche Hygienekonzepte kosten Zeit und Geld. Kunden bleiben weg und sagen Termine ab, weil sie wissen, dass der Dienstleister ungeimpft ist. Testpflicht und Impf- oder Genesenennachweise sind aufwändig, verhindern Spontaneität und nehmen die Freude am Shopping.
Soll das die neue Normalität sein? Keine kleinen, örtlichen Läden mehr? Ausgestorbene Innenstädte? Unpersönliche Käufe im Internet? Marktriesen wie Lidl, Aldi, etc. bestimmen die Preise?
Ich kann diese Frage für mich deutlich mit NEIN! beantworten.
Lasst uns die Corona-Krise als Chance sehen für eine sozialere, nachhaltigere Welt. Lasst uns, nach dem aufgezwungenen Social Distancing, wieder zusammenrücken und regionalen Handel stärken. Ich wünsche mir, dass kein Kunde mehr fragen muss: „Darf ich reinkommen, auch wenn ich ungeimpft bin?“ Ich wünsche mir ein Miteinander auf Augenhöhe.