Ein Gastbeitrag von Peter Bertram
Die Aufregung um mögliche Insekten in unseren Lebensmitteln hat wieder ein wenig nachgelassen. Sie erinnern sich, zum 26. Januar diesen Jahres erfolgte die EU-weite Zulassung von Getreideschimmelkäfer und Hausgrille als Lebensmittel, nachdem schon 2021 der Mehlwurm und die Wanderheuschrecke eine solche Zulassung erhalten hatten.
Die Verwendung von Insekten unterliegt der Deklarationspflicht, aber kann man das beim Einkaufen tatsächlich immer prüfen? Und geben die Hersteller tatsächlich verlässlich an, wenn Insekten und/oder deren Bestandteile verwendet werden? Findige Winkeladvokaten finden auf Wunsch sicher die Möglichkeit, die Kennzeichnungspflicht auszuhebeln. Und selbst wenn ein Hersteller nicht deklariert, juristische Konsequenzen halte ich für eher unwahrscheinlich. Immer öfter ist zu beobachten, dass unsere weisungsgebundene Justiz im Zweifel für das Narrativ entscheidet. Und beim Thema Landwirtschaft und Ernährung schwingen die Ideologen des Green New Deal ein scharfes Schwert.
Ich wollte es genauer wissen und habe in mühevoller Kleinarbeit Händler, Hersteller, Hofläden und Mehlmühlen angeschrieben. Ich habe angefragt, ob diese Insekten verwendet werden und wenn ja, in welchen Produkten. Auch in Bezug auf Zulieferer habe ich gefragt, ob es Produkte gibt, bei denen man nicht mit absoluter Sicherheit eine Verwendung ausschließen kann. Abschließend fragte ich, wie Produkte, in denen Insekten(bestandteile) verwendet werden, gekennzeichnet werden, und wie ein insektenfreies Produkt leicht sichtbar erkenntlich gemacht würde.
Angeschrieben wurden 109 Dienstleister und Unternehmen, von denen 72 geantwortet haben. Darunter namhafte Unternehmen wie Nestle, Unilever, Kaufland oder die Lieken GmbH. Sichtet man die Antworten, fällt auf, dass vor allem die großen Betriebe sehr lapidar, teils genervt und unverschämt geantwortet haben. Und das, obwohl sich Unternehmen dieser Größe eigene Abteilungen für Öffentlichkeits- und Pressearbeit halten. Die Hofläden, welche solch eine Maschinerie nicht vorweisen können, haben hingegen größtenteils freundlich und interessiert geantwortet.
Interessant sind Antworten wie diese, hier von „Müllermilch“: „… informieren wir Sie darüber, dass wir die Insekten Hausgrille und Getreideschimmelkäfer weder unverarbeitet noch in verarbeiteter Form […] einsetzen“. Die im Anschreiben angefragten Wanderheuschrecken und Mehlwürmer werden explizit nicht erwähnt. Fragen Sie sich selbst, was das bedeuten kann.
Nestle bestätigt in seiner Antwort, keine Insekten oder Insektenmehle einzusetzen. Danach erklärt das Unternehmen, dass Insekten in vielen Teilen der Welt regelmäßig gegessen werden und diese eine alternative Proteinquelle zu z.B. Fleisch oder Fisch sein können. Warum muss das Unternehmen diese, dem Zeitgeist huldigende, Belehrung in einem Schreiben dieser Art bringen?
Ein Bio-Unternehmen bestätigt, ebenfalls keine Insekten zu verwenden und dies auch nicht zu planen. Letzteres wird jedoch mit der Aussage relativiert „… solange es keine Richtlinien für die Bio-Verarbeitung von Insekten gibt“.
Gefragt nach der Verwendung von Insekten antworten die großen Händler, u.a. Kaufland und Lidl, lediglich mit einer Verneinung der Verwendung von Insekten in Eigenmarken und belassen es dabei. Netto z.B. schreibt, man könne versichern „… dass wir in unseren Eigenmarken keine Insekten verarbeiten.“ Einzig Edeka weist darauf hin, dass die Eigenmarken frei von Insekten seien, man das als Vollsortimenter aber nicht von allen Produkten in den Märkten sagen könne. Netto sticht mit seiner Antwort heraus, da man, wie auch schon Nestle, den Frager dahingehend belehrt, dass Insekten interessant seien für die Suche nach Alternativen zu konventionellen Nutztieren.
Durchweg positiv fallen die sieben Antworten der 11 angeschriebenen Mühlen aus, von denen manche auf die hygienerechtlichen Anforderungen für Lebensmittel der europäischen Hygieneverordnung (Verordnung (EG) 852/2004) hinweisen, laut der „Kontaminationen durch Schädlinge so weit wie möglich vorzubeugen“ sind. Keine der Mühlen, die geantwortet haben, verwendet Insekten oder deren Bestandteile.
Auch die Antworten der kontaktierten Bäckereien zeigen, dass die Betriebe, die direkt am Kunden produzieren, von der Idee, Insekten zu verspeisen, wenig halten. Sie weisen auf ihr traditionelles Handwerk hin und ein Bäcker führt aus, dass er keinen anderen kenne, der plane, Insekten einzusetzen.
Vielen der Antworten ist zu entnehmen, dass es einen massiven Druck seitens der Bevölkerung gegeben haben muss. Das zeugt von der Wichtigkeit solcher Bemühungen und Anfragen. Durch solche Fragen an Menschen in Verantwortung trägt man maßgeblich zum Wandel bei und sorgt dafür, dass auch unsere Meinungen gesehen werden.
Tun Sie es uns gleich – es gibt viel zu tun!