Liebe Leserinnen und Leser,
ich schreibe diese Zeilen ausnahmsweise nicht in unserer Heimat, sondern im Nachbarland Dänemark, genauer gesagt Nordjütland. Ein wundervolles Stück Erde, das muss man den Dänen neidlos zugestehen. Schon bei der Anreise ist mir das weiße Kreuz auf rotem Grund überall ins Auge gestochen. Sie weht über nahezu jedem Grundstück, ob privat, gewerblich oder staatlich. In den schönsten Formen kommt sie daher. Als einfache Flagge oder als langer Wimpel. Ein Anblick, den ich als Deutscher so nicht kenne, weht bei uns doch am ehesten eine blau-gelbe Flagge russischer Kriegsgegner oder die kunterbunte Regenbogenflagge an Regierungsgebäuden. Wer bei uns eine schwarz-rot-goldene Fahne hisst, gilt schnell als rechter „Patriot“. Ein guter Deutscher hat besser eine fremdländische Flagge im Garten. Was soll auch der Nachbar denken?
Ein Blick in Wikipedia verrät, dass dies in Dänemark undenkbar ist. Eine fremde Fahne als Privatperson zu hissen, steht unter Strafe und muss zuvor von der Polizei genehmigt werden. Dazu muss auf einem zweiten Mast der Danebrog, also die dänische Fahne, mindestens in der gleichen Größe oder größer, gehisst werden. Ausgenommen davon sind alle anderen skandinavischen Flaggen. Was mir auf der Anfahrt noch ins Auge stach, waren die sauberen Fahrbahnränder. Links und rechts der Straßen war kaum Abfall zu sehen und diese zwei Eigenschaften haben für mich schnell miteinander korreliert.
Ein Landesbewohner, der sein Land und seine Heimat liebt, verschmutzt diese nicht! Und auch vieles mehr lässt sich darauf zurückschließen. Ein Volk wie die Dänen, das zu den glücklichsten dieser Erde zählt, hat auch einen Nationalstolz wie Bolle. Und das, ohne erkennbaren Rassismus. Klar, wir Deutschen gehören sicher aufgrund der Geschichte nicht zu den besten Freunden, dennoch weht (natürlich in maximal gleich großer Form) unsere Flagge an touristisch frequentierten Orten.
Über viele Jahrzehnte wurde uns beigebracht, wie sehr wir unsere Herkunft verleugnen sollen. Dass Nationalstolz etwas Böses ist und man das gefälligst zu unterlassen hat. 2006 hatte ich die Hoffnung, dass unser Volk ein klein wenig mehr hinter dem eigenen Banner steht. Die Hoffnung starb zum Ende der Weltmeisterschaft. Heute ist ein Trümmerhaufen dieses Volkes übrig. In alle Winde verteilt scheint unsere Gesellschaft, die man kaum noch als solche bezeichnen kann.
Unsere Künstler können kaum noch fehlerfrei die eigene Nationalhymne singen und unsere Politiker können mit diesem Land nichts anfangen. Und wir, das Volk?
Auch hier in Dänemark gibt es Lidl und Konsorten, doch auf vielen Produkten prangt stolz das weiße Kreuz auf rotem Grund. Diese sind meist zusätzlich am günstigeren Preis erkennen. Wie oft sehen wir noch ein „Made in Germany“ auf der Verpackung fett gedruckt? Und steht das für uns überhaupt noch für Qualität?
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir Deutschen haben unsere Identität verloren! Und das ist meines Erachtens ein sehr großes Problem. Es spiegelt sich in vielen Dingen im Land wider. Unzufriedenheit, Depressionen, Wertschätzung und letztlich Demokratieverdrossenheit.
Es erscheint mir, die Dänen kennen all dies nicht, auch wenn zur Corona-Zeit bei unseren nordischen Nachbarn einige Menschen auf die Straße gingen um gegen die Pläne der Regierung zu demonstrieren.
Als Souvenir werde ich diese Erfahrung mitnehmen, die uns lehren sollte, die Interessen des eigenen Landes ein klein wenig über die der Anderen zu stellen, ohne uns als bessere Menschen zu sehen. Einmal, ganz ohne Rassismus und Fremdenhass, das eigene Land zu lieben und zu unserer Vergangenheit stehen.
Die Dänen werfen sich nicht ständig selbst vor, dass deren Wikinger-Vorfahren Europas Küsten gebrandschatzt, getötet und vergewaltigt haben. Wir Deutschen sind für Vieles und Viele offen und das ist auch gut so. Dennoch müssen wir uns nicht ständig für unsere Vergangenheit schämen. Wir haben doch daraus gelernt, oder etwa nicht? OK, zugegebenermaßen waren wir in der Plandemie wieder mal ganz nah dran. Und dies auch ohne Nationalstolz. Somit hat dieser wohl nichts damit zu tun. Wir Deutschen haben mehr zu bieten als 12 Jahre Nazi-Gräuel. Wir sind das Land der Dichter und Denker. Auf unserem Boden wurde so manches Gute für die Zukunft der gesamten Menschheit getan und somit können wir ganz unverdrossen die schwarz-rot-goldene Flagge hissen und zu unserem Grund und Boden stehen!