Grossdemo in Schwäbisch Hall – unsere SICHT…

Demo Hall

Waren Sie Ende November in Schwäbisch Hall auf der Großdemonstration? Falls nicht, wer-den Sie sich sicher kein Urteil über diese erlauben, richtig? Das sollte man nämlich nur tun, wenn man selbst vor Ort war. Und da ich selbst dort war, kann und werde ich das in diesem Artikel tun.

Gezählte 2.300 Menschen haben sich zu dieser, wirklich größten Demonstration die Schwäbisch Hall je gesehen hat, eingefunden. Durch den Wechsel des Veranstaltungsortes vom Marktplatz auf den Dietrich-Bonhoeffer-Platz war der Aufbau, aufgrund des vorher stattfindenden Wochenmarktes, eine knappe Sache. Aber schon hier zeigte sich die Energie, von der die ganze Veranstaltung getragen wurde. Der Wechsel zwischen Markt-beschickern und Demo-Team ging reibungs-los von statten. Hand in Hand, von Orga-Team und bereits anwesenden Gästen, wurde das tolle Rahmenprogramm in kürzester Zeit aufgebaut: Bühne, Lautsprecherwägen, Info-stände, ein Kunstwerk „Wurzel des Übel“ und vieles mehr standen innerhalb einer knappen Stunde.

Nach einer kurzen Begrüßung startete die knapp zweistündige Demonstration durch Schwäbisch Hall. Bunt, kreativ, laut aber friedlich brachten die Menschen Ihre Sorgen und Forderungen auf die Straße. Auf dieser war auf der gesamten Route übrigens nur eine Fahrspur für uns gesperrt. Die Ordnungskräfte waren in viel zu geringer Zahl vor Ort – Hauptverkehrskreuzungen waren teilweise nicht gesperrt. Autofahrer mit fragwürdigem Demokratieverständnis wollten sich mit Motorkraft Vorrang verschaffen. Aber auch hier zeigte sich wieder der friedliche Spirit aller anwesenden. Ordner und Teilnehmer haben diese Situationen souverän und friedlich gelöst. Ganze 5 Kilometer war die Demonstration ein friedliches Treiben – bis auf die 40 Meter an welchen die Gegendemonstration „Ohne Rechtsaußen“ an der Demonstrationsroute stand.

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass die Veranstalter und alle Teilnehmer der Demonstration das Demonstrationsrecht als eines der höchsten Güter betrachten. Gut, dass die Gegendemonstranten ihre Sicht der Dinge direkt an der Demoroute kundtun konnten. Wenn Sie nicht selbst vor Ort waren, können Sie nicht wissen, was dort vor sich ging. Die Presse, auf die ich gleich zu sprechen komme, hat darüber nämlich nur unzureichend berichtet.

Maskierte Menschen (eigentlich gilt auf Demonstrationen Vermummungsverbot) zeigten den Teilnehmern der großen Demonstration den „Stinkefinger“, ganz gleich, wer da an ihnen vorbei lief. Weit schlimmer aber, dass im Beisein der Polizei, ein Lied, „Ich will Querdenker klatschen“, lief. Da kann der Anmelder, David Jäger, mehrmals betonen, dass dies von der künstlerischen Freiheit gedeckt sei. Es zeigt ohne Zweifel, auf welcher Seite die Gewaltbereitschaft zu suchen ist. Deshalb wurden Demonstrationsteilnehmer auch bespuckt und dem Fahrer eines Lautsprecherwagens das Mikrofon von einer aufgebrachten Passantin gegen die Zähne geschlagen – auch davon nichts in der Presse.

Berichtet hat, neben dem unvermeidlichen Haller Tagblatt, sogar die Zeit, wobei das HT einfach die Ergebnisse der Recherche von „Timo Büchner“ (Zeit) verwendet hat – also wieder nichts mit Recherche bei unserem Lokalblatt.

Beide Artikel lassen eine klare Stoßrichtung erkennen und versuchen, die Demonstration und die Teilnehmer in die rechtsextremistische Ecke zu stellen. Dafür wird der Lebenslauf einer Hand voll Personen ausgerollt welche auf der Demonstration anwesend waren und im Weltbild der Autoren rechtsextremistische Protagonisten sind. Ich werde dies nicht werten, da ich keine der Personen kenne. Beide Blätter machen sich hier das Pseudoargument der „Kontaktschuld“ zu nutzen – völliger Blödsinn, weil ein Fehlschluss, aber leider verfängt diese Inszenierung bei einem Großteil der Leser.

Mit der deutschen Rechtsprechung scheinen es die Autoren nicht so ernst zu nehmen, sonst wüssten Sie, dass eine Beschränkung des Teilnehmerkreises bei Versammlungen unter freiem Himmel rechtlich nicht möglich ist. Wenn es also allen Veranstaltern und Teilnehmern möglich gewesen wäre, in über 2000 Menschen „unliebsame“ Teilnehmer zu identifizieren – was sollten sie denn tun Herr Acker?Wie würden Sie die Situation lösen Herr Büchner? Ich bin sehr auf Ihren Lösungsvorschlag gespannt.

Nach dem Kunstgriff mit der Kontaktschuld, greifen die Blätter zu Ihrem vermeintlich liebsten Werkzeug, dem Weglassen von Informationen. Das fängt damit an, dass zwar Auszüge aus der Eröffnungsrede zitiert werden, der, in Bezug auf oben genannte Vorwürfe, wichtigste Satz, aber weggelassen wird: „Wir sind Demokraten. Wir sind eine friedliche Bewegung, in der Extremismus, Gewalt, Antisemitismus und menschenverachtendes Gedankengut keinen Platz haben.“.
Einer Selbstoffenbarung kommt es gleich, dass nichts über den Inhalt der insgesamt 6 Redebeiträge geschrieben wurde. Auch hier wird sich nur an den Rednern abgearbeitet … das ist wahrscheinlich sensationsträchtiger und man kann die Lieblingskampfbegriffe wie z.B. „Querdenker“, gut im Text unterbringen. Aus Platzgründen können wir hier nicht die Inhalte der Redebeiträge wiedergeben. Sie können sich aber alle Reden unter klartext-hohenlohe.de/sha2611 ansehen.

Auch der Schwäbisch Haller Bürgermeister, Herr Bullinger, sieht sich bemüßigt, im Haller Tagblatt sein Statement abzugeben. „Die Stadt (Schwäbisch Hall) stehe für das Gegenteil von dem, was die Demonstranten vertreten„. Erst Mal muss man sagen, dass sich der „Bürger“meister nie direkt mit den Veranstaltern der Demonstration, oder den seit 49 Wochen durch die Stadt laufenden Montagsspaziergängern, unterhalten hat. Weiter kann man sich fragen, ob die Stadt denn dann, nach Herrn Bullinger, für Waffenlieferungen und gegen Friedensverhandlungen, für hohe Energiepreise, für eine weitere Spaltung, für eine Politik die gegen die Interessen der Menschen gerichtet ist, gegen Politikerhaftung und gegen die Wiederherstellung aller Grundrechte steht???

Auffällig auch, dass keiner der Schreiber direkt am Geschehen agiert hat um an Informationen zu kommen. Herr Acker hat mit seinem Smartphone aus dem zweiten Stock des Redaktionsgebäude fotografiert und wurde bei der Kundgebung an einem Fenster im Gebäude neben der Kundgebung gesehen. Mit den Veranstaltern oder Teilnehmern reden um deren Beweggründe zu erfahren? Weit gefehlt. Aber warum sich auch die Mühe machen, wenn schon im Vorfeld feststeht, was die Aussage des fertigen Artikels sein soll.

Ermüdend und langweilig – aber sicher auch einer der Gründe, warum es mit den klassischen Blättern nach und nach zu Ende geht. Ohne Fördergelder und Zuwendungen von NGO’s und Stiftungen, wäre ein Großteil der Altmedien schon lange in der Versenkung der Geschichte verschwunden.

Uns solls recht sein – lasst sie offenen Auges ins Verderben rennen.